22. Oktober 2024
Die aktuelle Entwicklung des CSRD-Umsetzungsgesetzes (Corporate Sustainability Reporting Directive) in Deutschland verläuft in schnellen Schritten, da die Bundesregierung das Gesetz bis Ende 2024 in Kraft setzen möchte. Ziel ist es, die EU-Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung zeitgerecht umzusetzen. Am 24. Juli 2024 verabschiedete das Bundeskabinett den Regierungsentwurf, der derzeit in Bundestag und Bundesrat beraten wird. Diese Beratungen starteten Ende September 2024 und sind entscheidend für die weitere gesetzliche Verabschiedung.
Durch das Gesetz werden künftig deutlich mehr Unternehmen verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsleistungen transparent zu machen. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) werden als Maßstab für die Berichterstattung dienen, wobei eine externe Prüfung und die digitale Veröffentlichung der Berichte zur Glaubwürdigkeit beitragen sollen.
Für Unternehmen bedeutet dies umfangreiche Vorbereitungen: Neben der Anpassung interner Strukturen und Schulung der Mitarbeiter müssen sie sich auf externe Prüfungen und neue Berichtspflichten einstellen. Besonders relevant ist die Einführung des Konzepts der "doppelten Wesentlichkeit", das die Berichterstattung über die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft sowie umgekehrt über die Risiken durch Nachhaltigkeitsfaktoren umfasst.
Der Entwurf betrifft zunächst große Unternehmen, aber ab 2025 sollen auch kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) einbezogen werden, wobei es für KMUs gewisse Erleichterungen und Übergangsfristen gibt
18. Oktober 2024
Nachhaltigkeit ist längst kein freiwilliges Thema mehr für Unternehmen, sondern eine zentrale Anforderung, die von Investoren, Regulierungsbehörden und der Öffentlichkeit gefordert wird. Ein essenzieller Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist die Nutzung von Key Performance Indicators (KPIs), also messbaren Leistungsindikatoren, die Fortschritte in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG: Environmental, Social, Governance) transparent und vergleichbar machen.
In diesem Beitrag beleuchten wir die wichtigsten KPIs, die Unternehmen für eine umfassende und effektive Nachhaltigkeitsberichterstattung nutzen sollten.
1. KPIs im Bereich Umwelt (E für Environmental)
Umwelt-KPIs helfen Unternehmen, ihre ökologischen Auswirkungen zu messen und zu reduzieren. Hier sind einige der zentralen Kennzahlen:
CO₂-Emissionen (Scope 1, 2 und 3):
Energieverbrauch und -effizienz:
Der gesamte Energieverbrauch des Unternehmens in Kilowattstunden (kWh) oder Joule sowie die Energieintensität (z.B. Energieverbrauch pro Produkt oder Umsatz). Diese KPI hilft, Fortschritte bei der Energieeffizienz und dem Umstieg auf erneuerbare Energien zu messen.
Wasserverbrauch:
Der Wasserverbrauch in Kubikmetern und die Wasserintensität (Wasserverbrauch pro Produktionseinheit oder Umsatz) sind wichtige KPIs, insbesondere für Unternehmen in wasserintensiven Branchen.
Abfallmanagement:
Die Menge an erzeugtem Abfall (in Tonnen) sowie der Anteil an recyceltem oder wiederverwertetem Material. Dieser KPI ist entscheidend für Unternehmen, die ihre Kreislaufwirtschaft stärken wollen.
Biodiversität:
Einige Unternehmen berichten auch über ihren Einfluss auf die Biodiversität, indem sie beispielsweise den Flächenverbrauch und Maßnahmen zum Schutz natürlicher Lebensräume darstellen.
2. KPIs im Bereich Soziales (S für Social)
Soziale KPIs fokussieren sich auf die Arbeitnehmerrechte, die soziale Verantwortung und die Auswirkungen eines Unternehmens auf seine Stakeholder. Wichtige Kennzahlen sind:
Mitarbeiterzufriedenheit:
Der Employee Net Promoter Score (eNPS) ist eine häufig genutzte KPI zur Messung der Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeiter. Er zeigt, in welchem Maße Angestellte ihr Unternehmen als Arbeitsplatz weiterempfehlen würden.
Diversität und Inklusion:
Der Anteil von Frauen in Führungspositionen, die ethnische Diversität der Belegschaft oder der Anteil von Menschen mit Behinderungen sind KPIs, die Aufschluss über die Vielfalt und die Chancengleichheit im Unternehmen geben.
Arbeitsunfälle und Gesundheitsschutz:
Die Anzahl der Arbeitsunfälle (pro 1.000 Mitarbeitende) sowie der Krankenstand und Arbeitsausfalltage sind entscheidende KPIs, um die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz zu überwachen.
Weiterbildung und Entwicklung:
Die Anzahl der Stunden, die Mitarbeitende pro Jahr für Weiterbildung aufwenden, sowie das Budget, das für Schulungsprogramme bereitgestellt wird, sind ebenfalls wichtige Indikatoren für das soziale Engagement eines Unternehmens.
Lieferkettensorgfalt:
Unternehmen messen oft den Anteil der Lieferanten, die Menschenrechts- und Umweltstandards erfüllen, oder die Anzahl der durchgeführten Lieferkettenaudits. Diese KPIs sind besonders wichtig in Branchen mit globalen und komplexen Lieferketten.
3. KPIs im Bereich Unternehmensführung (G für Governance)
Governance-KPIs geben Einblick in die Unternehmensführung und die Einhaltung von Regeln und Vorschriften. Sie sind ein wichtiger Bestandteil, um ethische und transparente Geschäftspraktiken zu gewährleisten.
Anteil unabhängiger Aufsichtsratsmitglieder:
Diese KPI misst, wie viele Mitglieder des Aufsichtsrats unabhängig sind, was ein Zeichen für gute Unternehmensführung und Transparenz ist.
Korruptions- und Compliance-Vorfälle:
Die Anzahl der gemeldeten oder untersuchten Korruptionsfälle, Verstöße gegen den Verhaltenskodex oder Compliance-Verstöße sind wichtige Indikatoren für die Einhaltung von Gesetzen und ethischen Standards.
Ethikschulungen:
Der Prozentsatz der Mitarbeitenden, die an Ethik- und Compliance-Schulungen teilnehmen, ist ein Zeichen dafür, wie stark ethische Themen im Unternehmen verankert sind.
Vergütungspolitik:
KPIs zur Vorstandsvergütung und die Transparenz darüber, wie die Vergütung mit Nachhaltigkeitszielen verknüpft ist, geben Aufschluss über die Verantwortlichkeit der Unternehmensleitung.
Datenschutz und Cybersicherheit:
Die Anzahl der Datenschutzverletzungen oder der Prozentsatz der Mitarbeitenden, die regelmäßig Schulungen zu Cybersicherheit erhalten, sind wichtige KPIs in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung.
Bedeutung von KPIs für die Nachhaltigkeitsberichterstattung
Durch die Erhebung und Berichterstattung von KPIs in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung können Unternehmen nicht nur ihre Fortschritte messbar machen, sondern auch ihre Transparenz und Glaubwürdigkeit steigern.
KPIs ermöglichen es:
Fortschritte zu messen: Unternehmen können ihren Status Quo erfassen und gezielte Maßnahmen einleiten, um Verbesserungen zu erreichen.
Vergleiche zu ermöglichen: KPIs erlauben es Investoren, Stakeholdern und der Öffentlichkeit, die Leistung eines Unternehmens mit Branchenstandards oder Wettbewerbern zu vergleichen.
Ziele zu setzen: Unternehmen können anhand von KPIs realistische und erreichbare Ziele im Bereich Nachhaltigkeit definieren und ihre Fortschritte regelmäßig überprüfen.
Fazit:
KPIs als Schlüssel zur nachhaltigen Unternehmensentwicklung
KPIs sind ein unverzichtbares Werkzeug in der Nachhaltigkeitsberichterstattung, da sie Unternehmen helfen, ihre Leistung transparent zu machen, Schwachstellen zu identifizieren und langfristige Verbesserungen zu erzielen. Sie bieten eine klare Orientierung für Unternehmen, die ihre Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft reduzieren und gleichzeitig die Erwartungen ihrer Stakeholder erfüllen möchten. Durch eine fundierte Auswahl der richtigen KPIs können Unternehmen nicht nur Risiken minimieren, sondern auch Chancen nutzen, um sich als verantwortungsbewusste Akteure im globalen Markt zu positionieren.
3. Oktober 2024
Seit Anfang 2023 ist das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Deutschland in Kraft. Es verpflichtet Unternehmen dazu, entlang ihrer Lieferketten menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten zu erfüllen. Mit der geplanten Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) der Europäischen Union kommen jedoch neue, weitreichendere Anforderungen auf Unternehmen zu, die sowohl das deutsche Gesetz ergänzen als auch verändern könnten. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen genaueren Blick auf das LkSG und die möglichen Auswirkungen der CSDDD auf die deutsche Gesetzgebung.
Was ist das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)?
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, auch als Lieferkettengesetz bekannt, ist ein deutsches Gesetz, das Unternehmen dazu verpflichtet, menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten zu beachten. Ziel ist es, Missstände wie Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Umweltschäden und andere Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette zu verhindern.
Das Gesetz gilt zunächst ab 2023 für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden und ab 2024 für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden. Es legt folgende Kernpflichten fest:
Risikoanalyse: Unternehmen müssen Risiken entlang ihrer Lieferkette identifizieren, die Menschenrechte oder Umweltstandards betreffen.
Präventions- und Abhilfemaßnahmen: Unternehmen sind verpflichtet, Maßnahmen zur Prävention und Behebung von Verstößen zu ergreifen.
Beschwerdeverfahren: Es muss ein internes oder externes Beschwerdeverfahren eingerichtet werden, das es betroffenen Personen ermöglicht, Missstände zu melden.
Dokumentation und Berichterstattung: Unternehmen müssen über ihre Sorgfaltspflichten und Maßnahmen öffentlich berichten.
Was ist die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD)?
Die geplante Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) ist eine Richtlinie der Europäischen Union, die den gesetzlichen Rahmen für unternehmerische Sorgfaltspflichten auf EU-Ebene festlegt. Ihr Ziel ist es, Unternehmen stärker in die Verantwortung zu nehmen, negative Auswirkungen auf Menschenrechte und Umwelt durch ihre Geschäftstätigkeiten zu vermeiden.
Die CSDDD sieht vor, dass Unternehmen:
Sorgfaltspflichten entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette (nicht nur der direkten Lieferkette) einhalten müssen. Nicht nur Menschenrechte, sondern auch ökologische Verpflichtungen wie den Schutz des Klimas stärker berücksichtigen müssen. Vorstände und Geschäftsführungen stärker in die Verantwortung nehmen, um sicherzustellen, dass Nachhaltigkeit und Menschenrechte auf strategischer Ebene integriert sind.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen dem LkSG und der CSDDD
Obwohl das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bereits umfassende Regelungen für Unternehmen schafft, geht die CSDDD in mehreren Punkten weiter:
Umfang der Sorgfaltspflicht: Das LkSG fokussiert sich primär auf die direkte Lieferkette (also direkte Zulieferer). Die CSDDD hingegen erstreckt sich auf die gesamte Wertschöpfungskette, also auch auf indirekte Lieferanten, Vertriebspartner und nachgelagerte Prozesse.
Betroffene Unternehmen: Das LkSG gilt ab 2024 für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden. Die CSDDD setzt niedrigere Schwellenwerte an: Sie gilt für Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden und einem Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro. Für bestimmte risikoreichere Sektoren gilt sogar eine Schwelle von 250 Mitarbeitenden und 40 Millionen Euro Umsatz.
Erweiterung der Pflichten: Während das LkSG hauptsächlich auf menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten abzielt, legt die CSDDD besonderen Wert auf den Klimaschutz. Unternehmen sollen Maßnahmen ergreifen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, was insbesondere für emissionsintensive Branchen eine zusätzliche Herausforderung darstellt.
Verantwortlichkeit der Geschäftsführung: Ein zentraler Aspekt der CSDDD ist die Haftung der Unternehmensleitung. Vorstände und Geschäftsführer werden verpflichtet, die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf Menschenrechte und Umwelt explizit zu berücksichtigen und in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Dies bedeutet, dass die Geschäftsführung bei Verstößen direkt haftbar gemacht werden kann.
Auswirkungen der CSDDD auf das LkSG
Die Einführung der CSDDD wird voraussichtlich wesentliche Änderungen am deutschen Lieferkettengesetz erforderlich machen, um die nationalen Regelungen mit den EU-Vorgaben in Einklang zu bringen. Einige der wichtigsten Auswirkungen sind:
Erweiterung des Anwendungsbereichs: Durch die CSDDD werden mehr Unternehmen in den Anwendungsbereich der Sorgfaltspflichten fallen, insbesondere kleinere Unternehmen und solche, die in risikoreichen Branchen tätig sind. Dies könnte bedeuten, dass das LkSG seine Schwellenwerte ebenfalls anpassen muss.
Erweiterung der Sorgfaltspflichten: Das LkSG könnte verschärft werden, um auch die indirekten Lieferanten und die gesamte Wertschöpfungskette einzubeziehen. Dies würde von den Unternehmen verlangen, noch tiefere Einblicke in ihre Lieferketten zu gewinnen und umfangreichere Präventionsmaßnahmen zu ergreifen.
Stärkere Verankerung von Klimazielen: Die CSDDD betont den Klimaschutz als zentralen Bestandteil der unternehmerischen Verantwortung. Dies könnte eine Erweiterung des LkSG bedeuten, sodass auch klimabezogene Sorgfaltspflichten Teil der Berichterstattung und Maßnahmen werden.
Erhöhte Haftung und Sanktionen: Während das LkSG bereits Bußgelder und Sanktionen vorsieht, könnte die CSDDD zu einer Verschärfung dieser Sanktionen führen, insbesondere durch die stärkere Einbindung der Unternehmensleitungen in die Verantwortung.
Fazit: Die Zukunft der Sorgfaltspflichten in Deutschland und der EU
Mit der Einführung der CSDDD stehen deutsche Unternehmen vor einem neuen Kapitel in der Nachhaltigkeits- und Menschenrechtsberichterstattung. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz hat bereits den Grundstein gelegt, doch die EU-Vorgaben werden diesen Rahmen noch deutlich erweitern. Unternehmen müssen sich auf verschärfte Anforderungen einstellen und ihre Strategien entsprechend anpassen, um sowohl nationale als auch europäische Vorschriften zu erfüllen.
Der Weg zu nachhaltigen und verantwortungsbewussten Lieferketten ist eine komplexe Herausforderung, bietet aber auch Chancen: Unternehmen, die frühzeitig auf die neuen Anforderungen reagieren, können nicht nur rechtliche Risiken minimieren, sondern auch ihren Beitrag zu einer gerechteren und klimafreundlicheren Welt leisten – und damit langfristig Vertrauen und Marktchancen gewinnen.
30. September 2024
In Zeiten steigender gesellschaftlicher Verantwortung und wachsender regulatorischer Anforderungen steht die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Fokus von Unternehmen weltweit. Ein Konzept, das dabei zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Doppelmaterialität. Aber was bedeutet das genau? Und wie beeinflusst es die Berichterstattung über Nachhaltigkeit? In diesem Blogbeitrag klären wir die wichtigsten Fragen.
Was ist Doppelmaterialität?
Doppelmaterialität beschreibt den Ansatz, sowohl die finanzielle als auch die nicht-finanzielle (nachhaltigkeitsbezogene) Relevanz eines Themas in der Berichterstattung zu berücksichtigen. Das Konzept beruht auf der Erkenntnis, dass nachhaltige Faktoren nicht nur Einfluss auf die Finanzleistung eines Unternehmens haben (finanzielle Materialität), sondern dass Unternehmen auch durch ihre Aktivitäten auf Umwelt, Gesellschaft und Governance (ESG-Themen) einwirken und so nicht-finanzielle Auswirkungen erzeugen (nachhaltigkeitsbezogene Materialität).
Die Europäische Union hat das Prinzip der Doppelmaterialität im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fest in ihre Regularien integriert. Dies bedeutet, dass Unternehmen künftig verpflichtet sind, in ihren Nachhaltigkeitsberichten sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Auswirkungen offenzulegen.
Die zwei Dimensionen der Doppelmaterialität:
Finanzielle Materialität (Outside-In): Diese Dimension bezieht sich darauf, wie Nachhaltigkeitsfaktoren wie Klimawandel, Ressourcenschwund oder soziale Ungleichheiten die finanzielle Leistung und Stabilität eines Unternehmens beeinflussen können. Beispiele hierfür sind die Auswirkungen von CO₂-Bepreisung, strengeren Umweltauflagen oder sich ändernden Kundenpräferenzen, die zu finanziellen Risiken oder Chancen führen.
Nachhaltigkeitsbezogene Materialität (Inside-Out): Hier geht es darum, wie das Unternehmen durch seine Geschäftstätigkeiten auf Umwelt, Gesellschaft und Governance (ESG) einwirkt. Ein Unternehmen könnte beispielsweise einen erheblichen Einfluss auf die Reduzierung von Treibhausgasen haben oder durch seine Lieferketten soziale und menschenrechtliche Standards beeinflussen. Diese Berichterstattung bezieht sich darauf, wie das Unternehmen Verantwortung übernimmt und welchen Beitrag es zur Nachhaltigkeit leistet.
Warum ist Doppelmaterialität wichtig?
Mit der zunehmenden Integration von ESG-Kriterien in die Geschäftsmodelle wird der Druck auf Unternehmen größer, ihre Aktivitäten transparent offenzulegen. Die Doppelmaterialität ist entscheidend, um ein ganzheitliches Bild der Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens zu vermitteln. Denn während viele Unternehmen bereits über finanzielle Risiken berichten, geht die Betrachtung durch Doppelmaterialität weiter: Sie fordert, auch die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt und Gesellschaft offenzulegen.
Dies ist vor allem für Investoren, Kunden und andere Stakeholder von hoher Bedeutung, da sie ein Interesse daran haben, sowohl die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit des Unternehmens als auch dessen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu verstehen.
Die Rolle der CSRD und der EU-Taxonomie
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union treibt das Thema Doppelmaterialität voran. Sie ersetzt die bisherige Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und verpflichtet Unternehmen dazu, sukzessive ab 2024 umfassendere Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen. Diese Berichte müssen nun die Prinzipien der Doppelmaterialität integrieren. Unternehmen, die unter die CSRD fallen, müssen ihre Berichterstattung so gestalten, dass sie sowohl die finanziellen als auch die nicht-finanziellen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit transparent darlegen.
Darüber hinaus spielt die EU-Taxonomie eine Schlüsselrolle. Sie hilft Unternehmen, nachhaltige Aktivitäten klar zu definieren und in ihre Berichterstattung zu integrieren. Durch die Taxonomie werden standardisierte Kriterien eingeführt, anhand derer Unternehmen ihre Aktivitäten hinsichtlich ihrer Umwelt- und Klimafreundlichkeit bewerten können.
Herausforderungen und Chancen für Unternehmen
Die Einführung der Doppelmaterialität stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, bietet aber auch zahlreiche Chancen:
Herausforderungen: Die Implementierung erfordert eine tiefgreifende Analyse und oft zusätzliche Datenerhebungen, um sowohl finanzielle als auch ESG-Risiken und -Chancen vollständig abzubilden. Es kann für Unternehmen besonders komplex sein, alle relevanten Auswirkungen transparent zu erfassen und diese klar strukturiert darzustellen.
Chancen: Unternehmen, die Doppelmaterialität erfolgreich umsetzen, können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Sie können Vertrauen bei Investoren, Kunden und anderen Stakeholdern aufbauen, indem sie ihre Verantwortung für nachhaltiges Handeln klar aufzeigen. Zudem können sie finanzielle Risiken besser managen und von neuen Geschäftschancen im Bereich der Nachhaltigkeit profitieren.
Fazit: Doppelmaterialität als Schlüssel für zukunftsorientierte Berichterstattung
Die Doppelmaterialität ist nicht nur ein neues Reporting-Framework, sondern ein Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsleistung kommunizieren. Sie fordert eine ganzheitliche Sicht auf die Risiken und Chancen, die sich aus der Nachhaltigkeit ergeben, und bietet eine wertvolle Grundlage für langfristige Geschäftsstrategien.
Unternehmen, die frühzeitig auf die Anforderungen der Doppelmaterialität reagieren, werden nicht nur den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, sondern auch ihre Position im Markt stärken und sich als nachhaltige, verantwortungsvolle Akteure etablieren. Die Zukunft der Unternehmensberichterstattung ist klar: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gehen Hand in Hand – und die Doppelmaterialität ist der Schlüssel dazu.
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